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Wandgemälde Südseite

 
Gegenüber den Evangelisten sind auf der Südwand des Mittelschiffs die 4 grossen lateinischen Kirchenlehrer gemalt. Ambrosius und Augustinus wirkten wenige Jahrzehnte nachdem 313 im Edikt von Mailand das Christentum neben dem Heidentum offiziell anerkannt worden war.
Joseph Kalenbach, Rheinfelden, hat 1887/89 mit derselben Secco-Technik alle Gemälde nachgemalt. Um nicht Bröchins Werk zu beschädigen, konnte bei der letzten Restaurierung 1989-92 diese Übermalung nicht ganz beseitigt, sondern nur gereinigt werden. Die braunen Töne muss man sich etwas stärker von Rosa geprägt vorstellen; besonders deutlich ist das auf dem Bild mit Hieronymus zu sehen.
 
Wandgemälde 1
 
Von Osten her zunächst der hl. Ambrosius, Bischof von Mailand (339-397).
Er hatte eine rhetorische und juristische Ausbildung. Bei einer grössern theologischen Auseinandersetzung wollte er zwischen den beiden Parteien vermitteln. Da wurde er von beiden Seiten zum Bischof gewählt, obwohl er erst Katechumene (Taufschüler) war. Eine Woche nach seiner Taufe erhielt der 35-Jährige die Bischofsweihe. Er war ein strenger Asket und hatte einen grossen kirchlichen und politischen Einfluss. Mit Kaiser Theodosius zusammen – dieser hatte einmal Tausende wegen einer Revolte niedermetzeln lassen, worauf Ambrosius ihn einer grossen Schuld bezichtigte und Sühne forderte, was zu einer öffentlichen Kirchenbusse führte – war Ambrosius die glänzendste Erscheinung seiner Zeit. Er ist der Schöpfer des liturgischen Hymnengesangs in der abendländischen Kirche. Seit dem 7.Jahrhundert nennt man die kirchlichen Hymnen deshalb ambrosianisch, was aber nicht heisst, dass sie von ihm stammen. Wahrscheinlich haben deren 12 ihn als Autor. Er war ein bekannter Prediger. Seine Worte waren süss (nicht: süsslich) wie Honig. Deshalb ist auf dem Bild links unten ein Bienenkorb gemalt.
 
Wandgemälde 2
 
Der hl. Hieronymus (um 347-419/420) lebte als Einsiedler in sehr strenger Askese in der Wüste. Nach der Legende hat er einem Löwen einen Dorn aus den Pfoten entfernt, worauf der Löwe bei ihm geblieben sei. Deshalb ist er hier abgebildet.
Hieronymus hat die Weltsprachen der damaligen Zeit gesprochen: hebräisch, griechisch und lateinisch. Er gilt als der gelehrteste aller lateinischen Kirchenväter. Er verfasste viele Schriften, auch polemischen Inhalts. Im Auftrag des Papstes hat er die lateinischen Bibeltexte nach dem hebräischen, bzw. griechischen Urtext revidiert. Seine Übersetzung, die Vulgata, wurde im Westen für Jahrhunderte die massgebende Bibel. Die strenge Askese und eine schwere Krankheit griffen sein Nervensystem an. Hieronymus war ein leicht erregbarer, heissblütiger Mann. Das sieht man ihm auf diesem Bild irgendwie an. Bröchin hat ihn wie einen etwas wilden Gesell gemalt.
 
Wandgemälde 3
 
Gregor I., der Grosse (um 540-604) hat aus dem Familienbesitz einige Klöster gestiftet. Die sehr strenge Lebensführung schwächte seine Gesundheit. Dennoch hat er viel bewirkt. Gegen seinen Willen wurde er zum Bischof von Rom gewählt. Vor ihm liegen daher die Tiara (die Papstkrone), das Papstkreuz und die Schlüssel Petri. Er sorgte für die Missionierung der Angelsachsen, was zur Machtstellung des Papsttums führte. Unter ihm hat sich, obwohl er sich servus servorum („Diener der Diener“) nannte, der Gegensatz Rom – Konstantinopel verschärft. Er hat viele seelsorgerlich-praktische Werke geschrieben und veranlasste wichtige liturgische Reformen: Die Messfeier wurde revidiert, das Messbuch neu redigiert, ebenso das Buch mit den Sakramenten. Da er vermutlich auch die liturgischen Gesangstexte revidierte und das Antiphonar (Gesangbuch mit den liturgischen Antwortgesängen) neu herausgab, galt er als Schöpfer des gregorianischen Gesangs. Das ist aber nicht so. Der Begriff jedoch hat sich gehalten. Diese Texte und Melodien habe ihm der Hl.Geist eingeflösst. Das wird im Bild durch die Taube dargestellt.
 
Wandgemälde 4
 
Augustinus (354-430, in Nordafrika), dessen Mutter Monika Christin war, wurde nach einer ausschweifenden Jugendzeit 387 durch Ambrosius (siehe 1.Bild), dessen Predigten er in Mailand gehört hatte, getauft, wenig später zum Priester und schliesslich zum Bischof geweiht. Er hinterliess eine riesige Fülle von Schriften: 93 Schriften mit 232 Büchern. Er gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Theologen der Kirche. Sein „Gottesstaat“, eine bis heute lebendige Schrift, bestimmte im Mittelalter die Kirchenpolitik. 15 Bücher umfasst sein dogmatisches Hauptwerk „Über die Trinität“. Links oben auf diesem Bild befindet sich ein Dreieck, ein Symbol der Dreifaltigkeit, mit 3 Figuren im Innern. Damit ist der Glaubenssatz ausgedrückt: Der Eine Gott in den 3 Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist. Darüber hat Augustinus viel nachgedacht. Nach der Legende begegnete ihm einmal ein Knabe mit einem Löffel (links unten im Bild), womit er das Meer leer schöpfe, wie er erklärte. Das Meer könne er aber nie ausschöpfen, meinte darauf Augustinus. Der Knabe entgegnete: Und du willst mit deinen Gedanken die unermessliche Grösse Gottes ganz erfassen können.
 
 
 

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